Eine tolle Firma, ein toller Chef, Dirk G. Kronsbein.
Als ich auf der Suche nach Arbeit war, sah ich in mehreren Zeitungen große Stellenanzeigen von ultrafilter. Ich bewarb mich. Wurde zum Einstellungsgespräch nach Haan bei Düsseldorf eingeladen.
Es fanden „Round-Table-„Gespräche statt. Etwa alle 20-30 Minuten füllte sich ein Tisch mit 20-30 Bewerbern (meine Konkurrenz). Und da war der Chef, der anwesend war, und persönliche die Auswahl traf.
Herr Kronsbein warf eine Frage über Fußball in den Raum. Die, die großzügig darauf antworteten, habe ich nicht mehr wiedergesehen. Denn wir waren ja nicht wegen Fußballgespräche dort.
Dann auf die Frage eines Bewerbers, meinte Herr Kronsbein provozierend in die Runde:
„Sie haben die Stellenanzeige wohl alle nicht richtig geselen!“
Ich meinte daraufhin, das stimmt nicht und zeigte ein Blatt, auf dem ich die Stellenanzeige ordentlich aufgeklebt hatte. Der Chef musterte mich daraufhin. Ich fiel sowieso wegen der Fliege aus dem Rahmen, die anderen trugen Krawatten. Wir sollten dann gehen und würden Bescheid bekommen,… sollte es weiter gehen. Auf dem Weg zum Ausgang sah man schon weitere Dutzende Ingenieure, die zur Bewerbung angereist waren…
Ich nahm mir ein paar Prospekte der Firma mit und hatte den Ehrgeiz den Job zu bekommen. Auf ging es, zurück ins etwa 400 km entfernte Kiel.
Die nächste Einladung zum Bewerbungsgesüpräch nach Haan bei Düsseldorf kam. Das nächste „Round-Table-„Gespräch folgte.
Am Tisch sah ich alles neue Gesichter, keines von den Alten war mehr dabei, mit Ausnahme des Chefs Herrn Kronsbein. Als die Runde zum Ende kam, erhielten wir die Aufgabe, einen persönlichen Brief an den Chef zu schreiben und noch einmal dazulegen, warum wir gerne da arbeiten würden, was gerade uns dazu befähigte, als was wir gerne arbeiten würden etc.
Der Brief mußte handgeschrieben sein und sollte per Einschreiben innerhalb der nächsten 24 Stunden abgesendet werden. Oha, hatte ich mir gedacht, die Trauben hängen aber hoch… etwa 6-7 Stunden Fahrt zurück und in der Nacht gleich daran gemacht, den geforderten Brief zu schreiben und abzuschicken.
Um es abzukürzen, die nächste Einladung folgte und ich wurde angenommen. Später erfuhr ich, dass es etwa 700 Bewerber auf 6 Stellen als Trainee gab. Und ich war einer davon der angenommen wurde. Ich hatte es geschafft.
Wie die AZ München berichtete:
Nach Corona-Infektion und Impfdurchbruch: Dirk G. Kronsbein ist tot
Münchens Top-Galerist Dirk G. Kronsbein ist gestorben. Seine Tochter Sarah teilt diese traurige Meldung mit. Der 81-Jährige erkrankte trotz doppelter Impfung an Corona und lag zuletzt auf der Intensivstation im Koma.
07. Oktober 2021 – 14:15 Uhr | AZ
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München – Der weiße Schal war sein Markenzeichen. Jedenfalls seit sich der Westfale Dirk G. Kronsbein († 81) entschlossen hatte, seine Liebe zu Pop- und Street-Art 2013 als Spätberufener in einer Galerie in München auszuleben – unter anderem stellte er 2016 Werke von Banksy aus. Er war ja eigentlich Inhaber einer internationalen Druckluftfilter-Firma. Doch solche Widersprüchlichkeiten gehörten zu Kronsbeins Leben wie das dick beschmierte Butterbrot, dem er vor jeder Gourmetküche den Vorzug gab.
München: Dirk Kronsbein nach Covid-Erkrankung gestorben
Nichts war gewöhnlich an diesem außergewöhnlichen Gentleman – nicht einmal sein Tod am 6. Oktober, als er nach einer Bandscheiben-OP an Covid erkrankte, trotz vollständiger Impfung. Dirk Kronsbein musste künstlich beatmet werden und wachte aus dem Koma nicht mehr auf. Am Donnerstagabend wurde er in der St.-Anna-Kirche im Lehel bei einem Trauergottesdienst von seiner Familie und seinen Freunden feierlich verabschiedet; danach sollte es noch einen Empfang bei Käfer geben – für den allerengsten Familien- und Freundeskreis.
Seine Tochter Sarah Kronsbein (41) hat das Gedenken für ihren Vater gestaltet, nachdem sie früher alle Festlichkeiten gemeinsam geplant hatten. Denn für Dirk Kronsbein war allein die Vorbereitung, die Vorfreude auf ein fröhliches Beisammensein das Größte. Er liebte es, das Schöne und Gute zu teilen, war er doch in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und erst viel später, mit viel Fleiß und Disziplin, zu Wohlstand gekommen. Als Freigeist, der er war – mit dem Grundsatz „Geht nicht, gibt’s nicht“.
Als 16-Jähriger wanderte Kronsbein mit seiner Mutter nach England aus, heuerte auf einem Fischkutter an und verdingte sich als Amateurboxer, bevor er mit Freunden ein Tanzcafé eröffnete. Schließlich entschloss er sich, Ingenieurswesen und Marketing zu studieren. Ein Traineeprogramm bei einer Beratungsfirma brachte ihn auf den Weg zum Unternehmertum. Wieder daheim in Deutschland gründete er mit seiner Frau Sigrid die Ultrafilter international AG, die bald 900 Mitarbeiter beschäftigte.
Tochter erinnert an großzügigen Dirk Kronsbein: Schulfreundin brach vor Rührung in Tränen aus
Und weil ihm als junger Mann Chancen gegeben worden waren, förderte er später ebenfalls Talente, wo er nur konnte. Dabei agierte er streng und generös zugleich. Seine Kinder können ein Lied davon singen: der Älteste, Dean (60), der in England zur Welt kam, und die Zwillinge Sarah und David (41), die im Alter von vier Monaten ihre Mutter verloren hatten – bei einem Autounfall nur 400 Meter von zu Hause entfernt.
Sigrid Kronsbein starb in den Armen ihres Mannes Dirk, der damit zum alleinerziehenden Vater wurde – unendlich traurig, aber mit einem nicht verhandelbaren Wertekanon, zu dem vor allem das Teilen gehörte.
Trauer im lehel
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Betroffen: Cosima von Borsody und ihr Gatte Bernhard Hock.
© Heinz Weißfuss
In dieser Disziplin erteilte der Papa seiner Tochter Sarah schon mit acht Jahren eine Lektion fürs Leben, als sie eine Schulkameradin mit nach Hause brachte, die mit ihren Eltern gerade aus der DDR geflohen war, buchstäblich nichts besaß und damit auch nicht für die Fahrradprüfung an der Grundschule trainieren konnte, mangels Radl. Da schenkte Dirk Kronsbein dem Mädchen das Fahrrad seiner Tochter, die völlig perplex in Tränen ausbrach. Woraufhin der Vater Sarah erklärte, dass es einem doch am Herzen liegen sollte, dass es auch der Freundin gut geht und dass geschenkte Freude eine doppelte ist.
München: Trauerfeier für Dirk Kronsbein – „Ein wirklich bemerkenswertes und bewegtes Leben“
Großzügigkeit, Ehrlichkeit, das Glück eines Zufriedenen – das zeichnete Dirk Kronsbein aus, und all dies stand am Donnerstag auch im Mittelpunkt der Trauerfeier. Mit seinem Leben hat Dirk Kronsbein die Welt bereichert. Der Franziskaner Hans-Georg Löffler zelebrierte den Gottesdienst, den das Amadis-Quartett mit Sopranistin Judith Spießer musikalisch gestaltete – vor allem auch mit Kronsbeins Herzenslied von Franz Schubert, dem Ava Maria. . „Ein wirklich bemerkenswertes und bewegtes Leben“, würdigte der Pater.
So liebevoll und stark wie ihr Vater war, so gestaltete Sarah Kronsbein den Abschied von ihm – dankbar für jeden gemeinsamen Moment: wenn sie heimlich Mousse au chocolat gegessen haben, wenn sie gemeinsam gelacht, aber auch geweint haben. Sarah sagt, viele sähen nur das Äußere, das Offensichtliche, denn ihr Vater habe nicht viele an sich herangelassen. „Aber sein Innerstes war ein wertvoller Schatz! Mit der Trauerfeier möchte ich ihm die Wertschätzung und Liebe entgegenbringen, die ich von ihm bekommen habe; der trotz aller Schicksalsschläge immer wieder aufgestanden ist und Verantwortung übernommen hat – mit Herz und Verstand.“ (Ulrike Schmidt)